Labelportrait: Uncanny Valley @ Banq.de
Neues aus dem Tal der geheimen Braukünste
Uncanny Valley – ein Name geistert durch das Elbtal von Bad Schandau bis nach Hamburg. Und schwupp, auf einmal schaut man gepflegt auf Dresden und dem, was sich hier seit einigen Jahren so zusammenbraut in dunklen Kellern, muffligen Studios oder am Strand des Puschkin Clubs.
Ein Teil der hiesigen Szene hat sich unter dem Uncanny Valley Banner zusammengefunden um gemeinsam das Ergebnis der geheimen Braukünste an das Licht der Weltöffentlichkeit zu tragen. Nach dem Do It Yourself Prinzip hat man die Synergien der lokalen Potentiale gebündelt und im letzten Jahr viele Kontakte nach außen geknüpft. Nun steht bzw. stand die erste Platte mit Jacob Korn, Break SL, Cuthead und Thomas Fröhlich in den Plattenläden. Die 4 smartem Deep-House Tracks im schmücken handgemalten Vollfarbcover von Paul Waak vermitteln vorallem Authenzität, musikalisch und haptisch. Damit haben sie den Zahn einer reizüberfluteten Zeit getroffen. Die Platte steht auf #11 der Groove Charts und ist bereits beim Vertrieb ausverkauft. banq.de traf die jungen wilden letztens im Fat Fenders auf ein Interview:
Wie kam es zur Gründung von Uncanny Valley und für was steht der Name?
Das Label entstand eigentlich aus der Not heraus. Natürlich gibt es bereits tolle Labels für elektronische Musik in Dresden, deren Sound aber wiederum vielleicht nicht unbedingt zu den UV-Künstlern passt. Darüber hinaus war auch dieser Kollektivgedanke für viele der Beteiligten schon immer sehr reizvoll, da eigentlich schon von vornherein klar war, dass das alles kein Egoding wird. Letzten Endes ist Uncanny Valley auch eine prima Gelegenheit etwas miteinander zu schaffen.
Uncanny Valley kann mit viel gutem Willen als „Tal der Ahnungslosen“ übersetzt werden. Deshalb der Bezug zu Dresden. Uns ging es aber vor allem um den psychologischen Effekt gleichen Namens. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen: Perfektion muss nicht immer ansprechend sein. Ein bisschen Dreck schadet nie.
Hinter Uncanny Valley verbirgt sich ein recht umfangreicher Künstlerstamm aus Produzenten, DJs und Grafikern. Wer genau betreibt das Label und wer ist als Künstler alles mit dabei?
Prinzipiell ist Uncanny Valley offen für jeden interessanten Künstler, der einen Bezug zu Dresden hat (was man allerdings auch nicht so doktrinär sehen darf). Neben Thomas Fröhlich, Jacob Korn, Cuthead und Break SL, von denen ja die Tracks auf der ersten Platte sind, gehören Tiny und Spunky, Syzed, Albrecht Wassersleben, The Moroders, Sandrow Mitzschke, Martin Hayes und Steve.E zum engeren Kreis.
Ihre schützenden Hände halten Conrad von den Moroders, Albrecht und Carl von Double D-Town über das Label. Möglich ist so ein Projekt aber natürlich nur durch die Unterstützung vieler anderer, die sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten einbringen. Deswegen gehen Grüße an Paul für das Artwork, Johannes fürs Mastern, David für die tollen Fotos, das unermüdliche Deko-Team, Philipp für den Presse-Heckmeck und all die anderen Unterstützer.
Können wir von Tiny und Spunky in naher Zukunft auch eigene Produktionen erwarten?
Beide sind mal mehr und mal weniger fleißig am Produzieren. Erste Ergebnisse sind sogar schon vorhanden. Das wird…
Für das 1. Release passt euer Motto „Deep Rave For Lovers“ stilsicher. Alle Tracks bewegen sich von 110-120 bpm. Downbeat House wird gern als Sound des Sommers 2010 zitiert. Nach welchen Kriterien habt ihr die Tracks ausgesucht?
Kein Kriterium war definitiv, dass wir den Soundtrack des Sommers gesucht haben. Und auch die bpm-Zahl spielt keine Rolle. Eigentlich gab es nur ein Kriterium: Die Tracks mussten uns gefallen. Dass bei so einer hohen Anzahl an Beteiligten natürlich auch Kompromisse gemacht werden, ist klar. Ich denke aber, dass alle mit der Auswahl zufrieden sind.
[soundcloud url=“http://soundcloud.com/uncanny-valley-dresden/sets/ucanny-valley-001-01″]
Welche musikalischen Ansprüche stellt ihr selber an euch? Gibt es eine Art Label-Sound der sich auf die kommenden Releases fortsetzt?
Eigentlich nicht. Allein schon das House-Verständnis der Musiker der ersten Platte ist ja bereits ziemlich unterschiedlich, schon aufgrund der unterschiedlichen Produktionsweisen. Wir wollen Musik veröffentlichen, von der wir denken, dass sie der Clubmusik und den Tänzern etwas geben kann. Klar, dass das nicht ausschließlich House ist.
Nach guten Releases von Jacob Korn, Break SL oder Alec Troniq rückt Dresden seit 2, 3 Jahren immer weiter in den internationalen Fokus der Techno und House Bewegung. Was hat sich in eueren Augen hier verändert? Seht ihr Parallelen oder auch Unterschiede zu Leipzig?
Klar, es ist nicht alles Gold was glänzt. Verändert hat sich aber durchaus, dass heute viele Scheuklappen weggefallen sind. Irgendwie scheint es, als gebe es weniger Konkurrenz und mehr Respekt. Nicht nur, was die unterschiedlichen Stile und Genres betrifft. Auch unter Veranstaltern, DJs, Clubbesitzern… und zwischen Städten. Leipzig hat definitiv ein paar tolle Labels, DJs und Produzenten. Und der künstlerische Austausch zwischen beiden Städten wird immer vielfältiger. Sehr gut, so was.
Dass ein paar Dresdner Künstler jetzt auch international wahrgenommen werden, hat natürlich in erster Linie mit deren toller Musik zu tun. Dass ein Musiker aus Dresden kommt, wird auch in Zukunft nicht automatisch zu einem Signing führen.
Weitere Infos findet ihr auf der Website von Uncanny Valley: www.uncannyvalley.de
banq.de wünscht viel Erfolg für die weiteren Releases. Oliver (08.09.2010)